Wide open eyes see the invisible

Gedanken an die Elemente


von 2015 (Edit)

Prolog: Sturm

Ich wollte gestern Nacht fragen, ob ich auf eine der Reisen entlang der äußeren Hauswinkel des schlafenden Wespennests mitschleudern könne. Doch ich war zu stoned;
bin nicht über das Denken hinausgekommen. 
Ich fühle mich gefangen im Pool der Meinungen. In der Sauna der Verallgemeinerungen. Im Dampfbad des Seins.
Ich möchte mitgenommen werden, bevor meine Saurierfüße von Stein zu Asche zerfallen.
Ich bin noch hier am gleichen Ort und meine Zeit steht, während Momente vergehen.
Ich habe die Vermutung, der nächste Spruch an meinem Tee wird mir suggerieren: 
"Jeder Sturm entsteht im Selbst und wird dich und andere mitreißen können." Wie nett und wahr.
Ich hätte gern einen Spruch im Tee, der mir die Ohren schellen lässt und mich endlich aufweckt. In dieser Gesellschaft der Passivität, in der man nicht "hassen" darf. 
Lautes Schreien ist keine Meinung. Ich möchte sie alle anschreien. Ich will nicht wirbelstürmen, es geht nicht um Zerstörung. Es geht um das Erwachen aus der PASSIVITÄT. Und wenn mich keiner anschreit, dann schreie ich sie an. So wie du, Sturm. Du musst nicht verstehen. Du musst nur laut und wütend sein.
Ich weiß, so gefall ich dir.


#1 Luft

Nach dem Sturm schmiegt sich Gleichmut an Luft, es riecht nach Frühling. Endlose Datenmengen von Erinnerungen. Gespeichert im Hauch durch Gefühle, eingeteilt in jahreszeitliche Episoden. Unvisualisierbar ist ihre Leichtigkeit, die keine ist. Luft wird nicht direkt angesprochen; es wird über sie geschrieben.


#2 Erde

Ich liege seit Tagen. Nackt im Schein der Nacht. Ich war im Efeu gelegen, zwischen deinem feuchten Schwarz und frischen Trieben, auf den Kater wartend, der nicht kam. 
Nicht umsonst ist alles, was in der Erde lebt, blind. In der Dunkelheit muss nicht gesehen werden.


#3 Wasser

Ich freue mich auf den Morgen. Die Erde abwaschen. Mich von innen klären.
Warum das eine 40° und das andere 100° haben muss, liegt an meinem städtischen Komfort. Ich wünschte es wäre Bergwasser, das zwischen transluzenten Formationen, welche schon so viel Leben haben vergehen sehen, dem Meer entgegenströmt.
Liebes Meer. Ich liebe dich! In dir will ich nicht nackt sein, weil du mir Angst machst. Du beherbergst den Teil meiner Emotionen, welchen ich noch nicht kenne. Ich verstehe, dass es ok ist, den Mysterien entgegen zu schwimmen oder von der Flut überrascht zu werden. Abschöpfen kann man dich nicht.


#4 Feuer

Feuer. Du hast so oft gedroht und getobt. Nie bin ich erstickt. Nie hast du Materielles berührt, bist drüber hinweg gegeistert; Ruß auf meinen Platten. Wir im Festsaal wurden verschont, dessen Interieur leider nicht. In meinen Träumen leitet dein Regen das Ende der Zivilisation ein. Ich starre in die kalt- warmen Farben und bin erschrocken, wie mein Gesicht glüht und der Rücken friert. Du kannst schwelen ohne zu brennen. Ich werde den feinsten Sauerstoff organisieren. Dein Zug ist kurz und schnell. Paris, London und zurück.